Auch der Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig, dachte er führe ein Videotelefonat mit Vitali Klitschko, doch stattdessen wurde er Opfer eines Phänomens, das zwar bereits seit einigen Jahren existiert, aber durch den jüngsten Boom der künstlichen Intelligenz wieder massiv in den Fokus der Öffentlichkeit geraten ist – die Deepfakes.
Die Evolution und Gefährdungspotenziale von Deepfakes
Deepfakes sind akribisch gefertigte Bild-, Video- und Tonaufnahmen, die täuschend echt wirken. Mit dem aktuellen Stand der Technologie sind nicht nur vorab aufgezeichnete Sequenzen möglich, sondern auch täuschend echte Live-Übertragungen. Früher konnte man Deepfakes oft noch durch unsauber dargestellte Ausdrucksformen von Mimik oder Sprachmelodien erkennen. Doch durch den rasanten technologischen Fortschritt sind selbst diese Feinheiten kaum noch zu unterscheiden.
Diese Technologie hat sich als extrem nützlich für die Verbreitung von Desinformationen erwiesen und stellt somit nicht nur eine exklusive Bedrohung für die politische Landschaft dar, sondern auch für die Wirtschaft. Immer häufiger hört man von Vorfällen, in denen Angestellte in Videokonferenzen scheinbar mit CFOs sprechen, die betrügerische Zahlungsanweisungen erteilen. In einem besonders medienwirksamen Fall wurde ein multinationales Unternehmen Opfer eines solchen Betrugs, bei dem der angebliche CFO in einem Videocall eine Zahlung in Höhe von 25 Millionen Dollar veranlasste.
Unternehmen halten sich damit zurück, solche Informationen zu veröffentlichen. Es ist jedoch klar festzuhalten, dass Deepfake-Voice- und Video-Calls eine echte Bedrohung sind. Die Angriffe sind so auf das Unternehmen zugeschnitten, dass selbst regionale Telefonverbindungen genutzt werden, um die Täuschung zu perfektionieren.
Präventionsmaßnahmen und technologische Lösungsansätze
Zur Prävention trägt die Sensibilisierung der Mitarbeiter und das Vertrauen auf seriöse Quellen bei. Doch diese Ansätze erweisen sich als immer unzureichender. Ein nützlicher Ansatz besteht darin, bei verdächtigen Aufforderungen stets eine zweite Quelle heranzuziehen – sei es durch einen Rückruf, eine E-Mail oder die Rückfrage bei einer anderen Person.
Aus digitalforensischer Perspektive sind neben der Analyse von Metadaten auch spezialisierte Softwarelösungen von Bedeutung, die spezifische Artefakte und Anomalien in visuellen Daten identifizieren können. Darüber hinaus existieren bereits erste Anwendungen, die mittels maschinellen Lernens Deepfakes erkennen sollen. Diese Technologien nutzen neuronale Netze, um Merkmale zu identifizieren, die selbst für das menschliche Auge unsichtbar sind.
Es bedarf jedoch substantiellerer Maßnahmen, um der Bedrohung durch Deepfakes wirksam zu begegnen. Ein vielversprechender Ansatz liegt in der Anwendung kryptografischer Verifikationen. Digitale Signaturen, die in vielen Unternehmen bereits implementiert sind, könnten zukünftig noch wichtiger werden. Die Verknüpfung der eigenen Identität mit digitalen Profilen und die explizite Bezeugung der Echtheit von Kommunikationspartnern sind in diesem Kontext unerlässlich.
Fazit: Der Weg in eine sichere digitale Zukunft
Wie bei den umfassenden Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen ist auch im digitalen Raum eine Verifikation der Identität erforderlich. Wie der physische Schlüssel den Zutritt zu Büros oder privaten Wohnräumen ermöglicht, sollte ein digitaler Schlüssel den Zugang zu geschützten digitalen Bereichen sichern. Während physische Schlüssel leicht kopierbar sind, sollten digitale Schlüssel an biometrische Daten gekoppelt sein – sei es durch Fingerabdruck, Irisscan oder Venenscan.
Eine weitere vielversprechende Maßnahme ist der Einsatz neuartiger CAPTCHA-Verfahren, die den Nutzer zu spezifischen Aktionen auffordern, wie etwa Husten oder das Aussprechen bestimmter Wörter, um die Authentizität zu verifizieren. Diese technologischen Ansätze sind zwar noch nicht kommerziell umgesetzt, könnten jedoch eine zusätzliche Sicherheitsschicht bieten.
Durch solche Maßnahmen nutzen wir sicherlich nicht das vollständige Potenzial der Kryptografie aus, aber sie stellen einen wesentlichen Schritt dar, um der Flut an Desinformationen entgegenzuwirken und die Authentizität von Informationen sowie die Identität der Teilnehmer an digitalen Interaktionen sicherzustellen. Zusammenarbeit zwischen technologischem Fortschritt, gesetzlichen Rahmenbedingungen und menschlicher Vorsicht ist der Schlüssel, um die Herausforderungen, die Deepfakes mit sich bringen, zu meistern und eine sichere digitale Zukunft zu gewährleisten.