Leistungsfähigkeiten und Innovationen des Bildungssektors im Rahmen der digitalen Transformation für Unternehmen
Kann eine mögliche Ingenieur-Zertifizierung die Problematik lindern?
Unbestritten stellt die Digitalisierung unsere Gesellschaft, den öffentlichen Dienst und die Unternehmen vor große Herausforderungen. Eine der größten darunter ist wohl die Qualifizierung einer ausreichenden Zahl qualifizierter IT-Fachkräfte. Die nötige Aus-, Fort- und Weiterbildung dieser qualifizierten Arbeitskräfte ist derzeit kaum zu stemmen aber unabdingbar, um im zunehmenden Wettbewerb einer globalisierten Welt bestehen zu können. Die Schwierigkeiten IT-Fachkräfte zu finden, gilt für Österreich, Deutschland und Schweiz gleichermaßen.
Am 03.10.2023 präsentierte das Zentrum für Risiko- und Krisenmanagement iRd. IKT-Sicherheitskonferenz 2023 des BMLV/AbwA mit seinem Mitglied Vienna International Studies und Kooperationspartner Allensbach Hochschule den Status quo des Arbeitskräfte- und Kompetenzmangel in Österreich
In Österreich fehlen für die kommenden fünf Jahre 30.000 IT-Fachkräfte, berechnete der Fachverband Ubit der österreichischen Wirtschaftskammer schon 2022. In einem Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW, 08.06.2023) wird der Fachkräftemangel in IT-Berufen in Deutschland für das Jahr 2022 mit 68.000 offenen Stellen angegeben, insbesondere auch dem Umstand geschuldet, dass der zusätzliche Bedarf infolge der Digitalisierung mit einem Rückgang der Absolventenzahlen an den Hochschulen zusammenfällt. Es fehlten deutschlandweit im Jahr 2022 fast 34.000 Fachkräfte mit einem Hochschulabschluss. Für acht von zehn Stellen auf diesem Qualifikationsniveau gab es kein passendes Angebot des Arbeitsmarktes. Diese Lücke kann weder kurz- noch mittelfristig durch Studienabsolventinnen und -absolventen geschlossen werden. Es wird sogar damit gerechnet, dass die Absolventenzahlen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik weiter sinken werden.
Ähnlich die Situation in Österreich, nur 13,2 % der Studienabschlüsse 2019 (ca. 4600) entfielen auf das ISCED-Studienfeld der Gruppe „Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik“ und 3,9 % (1370) in der Gruppe „Informatik und Kommunikationstechnologie“.
Eine Bitkom-Studie vom November 2022 sieht einen Anstieg der Anzahl der zu besetzenden IT-Stellen in Deutschland auf 137.000 und geben darin – unabhängig von der Größe – 65 % der Unternehmen an, offene IT-Stellen nicht besetzen zu können.
Kurz zusammengefasst: die Lücke an fehlenden IT-Fachkräften kann über geeignete Hochschulabsolvent:innen nicht geschlossen werden und wir müssen in einer gemeinsamen gesamtstaatliche Anstrengung geeignete Maßnahmen ergreifen:
- Schaffung von mehr Studien- und Ausbildungsplätzen an Allgemein bildenden & höheren berufsbildenden Mittelschulen (HTBLA), facheinschlägigen (privaten) (Fach-)Hochschulen und facheinschlägigen privaten und öffentlich-rechtlichen Universitäten;
- Definition der für die Digitalisierung benötigen Reifegrade zur Abbildung der nötigen IT-Kompetenzen,
- darauf abgestimmte Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen der Unternehmen selbst zur Ausbildung der nötigen neuen Mitarbeiter:innen und Umschulung der vorhandenen und dafür geeigneten Arbeitskräfte.
Ein geeigneter Weg könnte auch in der Nutzung der mit dem Ingenieurgesetz (IngG 2017) geschaffenen Möglichkeit liegen, auf der Niveaustufe VI des NQR/EQR (Bachelorniveau) selbst geeignete Fachkräfte auszubilden und damit die Lücke an fehlenden Hochschulabsolvent:innen zu schließen.
Die IngG-Fachrichtungsverordnung normiert neun technische und gewerbliche Fachrichtungen, darunter Informatik/Informationstechnologie (EDV und Organisation, Informatik, Informationstechnologie, eGovernment und eHealth) und Wirtschaftsingenieurwesen (Wirtschaftsingenieure-Informationstechnologie und Smart Production).
Voraussetzung dafür sind die berufliche Erfahrung/Ausbildung und eine schulische oder akademische Vertiefung berufspraktischer Kenntnisse.
Die praktische Umsetzung können Unternehmen maßgeschneidert mit der „School of Excellence für Leadership, Strategie, Risiko- und Innovationsmanagement“ des Zentrums für Risiko- und Krisenmanagement (ZRK) und seiner Tochtergesellschaft „ZRK-Corporate Academy: Private Bildungs- und Forschungs GmbH“, angehen.