Mediation ist ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, in dem ein neutraler und allparteilicher Vermittler den Parteien hilft, eigenverantwortliche Lösungen zu finden. Dies gilt sowohl für die klassische Mediation als auch für die Wirtschaftsmediation. Doch während klassische Mediation in verschiedensten Bereichen wie Nachbarschaftsstreitigkeiten, Schule, Familie, Scheidungen, Strafrecht oder interkulturellen Konflikten eingesetzt wird, fokussiert sich die Wirtschaftsmediation auf den beruflichen und unternehmerischen Kontext (z. B.Arbeitsplatzkonflikte, Spannungen zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten, Konflikte zwischen Abteilungen, Auseinandersetzungen zwischen Gesellschaftern, Streitigkeiten zwischen Unternehmen, Vertragsstreitigkeiten, Unternehmensfusionen, u. dgl.).
In der Wirtschaftsmediation sind hingegen die Konflikte oft komplexer und beinhalten mehrere Parteien und Stakeholder mit unterschiedlichen Interessen. Dazu gehören auch rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die berücksichtigt werden müssen. Wirtschaftsmediatoren benötigen somit spezifisches Wissen über betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und unternehmerische Prozesse. Sie müssen in der Lage sein, Machtungleichgewichte auszugleichen und unternehmerische Abhängigkeiten und Vernetzungen zu erkennen und zu verstehen. Wirtschaftsmediation ist nicht nur in Krisenzeiten von großer Bedeutung, da sie eine Alternative zu langwierigen und kostspieligen Gerichtsverfahren bieten und helfen kann Geschäftsbeziehungen aufrechtzuerhalten und zu stärken.
Die Vorteile der Wirtschaftsmediation liegen auf der Hand. Es geht um Kostenersparnis, Vermeidung von teuren und langwierigen Rechtsstreitigkeiten, Zeitersparnis, schnelle Lösungen im Vergleich zu Gerichtsverfahren, Erhaltung von Geschäftsbeziehungen, Förderung einer konstruktiven Zusammenarbeit auch nach der Konfliktlösung, sowie um Flexibilität mögliche, kreative und maßgeschneiderte Lösungen zu finden, die für alle Parteien vorteilhaft sind. Diese Möglichkeiten und Auswirkungen der Wirtschaftsmediation finden sich in Unternehmen und Organisationen, Unternehmenskooperationen wieder.
Grundelemente der Wirtschaftsmediation sind:
- Freiwilligkeit: Beide/alle Parteien müssen freiwillig am Mediationsprozess teilnehmen. Die Bereitschaft zur Mediation ist entscheidend für den Erfolg des Prozesses, da die Parteien nur dann konstruktiv und offen miteinander kommunizieren, wenn sie freiwillig dabei sind.
- Neutralität: Der Mediator muss neutral und unparteiisch sein. Er unterstützt die Parteien dabei, eine Lösung zu finden, ohne selbst eine Position zu beziehen oder eine Entscheidung zu treffen.
- Vertraulichkeit: Alles, was in der Mediation besprochen wird, bleibt vertraulich. Diese Vertraulichkeit fördert ein offenes und ehrliches Gespräch, da die Parteien sicher sein können, dass ihre Aussagen nicht gegen sie verwendet werden.
- Selbstbestimmung: Die Parteien selbst erarbeiten die Lösung ihres Konflikts. Der Mediator gibt keine Lösung vor, sondern hilft den Parteien, selbst eine Vereinbarung zu treffen, die ihren Bedürfnissen und Interessen entspricht.
- Strukturierter Prozess: Wirtschaftsmediation folgt einem strukturierten Ablauf, der typischerweise in Phasen unterteilt ist: Einleitung, Erfassung der Themen, Interessenklärung, Entwicklung von Optionen und Vereinbarung einer Lösung.
Die Ausbildung zur Wirtschaftsmediation umfasst neben den grundlegenden Mediationsfähigkeiten auch spezielle Kenntnisse und Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaft und Recht. Dazu gehören: wirtschaftliches Verständnis (Kenntnisse in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung), rechtliche Kenntnisse (Verständnis von Handels- und Vertragsrecht), Konfliktmanagement (Spezifische Techniken und Methoden zur Lösung von Konflikten im wirtschaftlichen Umfeld), Kommunikationsfähigkeiten(Fähigkeiten zur effektiven Kommunikation und Verhandlung)
Nicht nur in Krisenzeiten, wie wirtschaftlichen Abschwüngen oder pandemiebedingten Herausforderungen, spielt die Wirtschaftsmediation eine entscheidende Rolle. Sie kann helfen, Krisen zu bewältigen, indem sie Unternehmen dabei unterstützt, interne und externe Konflikte effizient zu lösen und somit Stabilität und Kontinuität zu gewährleisten.
Wirtschaftsmediation bietet wertvolle Werkzeuge und Methoden zur Lösung von Konflikten im geschäftlichen Umfeld. Sie bietet eine flexible, kostengünstige und vertrauliche Alternative zu gerichtlichen Auseinandersetzungen und fördert kooperative Lösungen, die Geschäftsbeziehungen erhalten. Eine fundierte Ausbildung und spezialisierte Kompetenzen sind entscheidend, um als Wirtschaftsmediator erfolgreich tätig zu sein und den vielfältigen Herausforderungen gerecht zu werden.
Im 21. Jahrhundert hat die Wirtschaftsmediation durch Digitalisierung, Globalisierung und die zunehmende Komplexität von Geschäftsbeziehungen an Bedeutung gewonnen.
Trotz ihrer vielen Vorteile hat die Wirtschaftsmediation auch Grenzen. Sie kann keine Rechtsberatung bieten, keine Einigung garantieren, keine Entscheidungen erzwingen, keine grundlegend schlechten Geschäftsbeziehungen reparieren und ist nicht für alle Konflikte geeignet, insbesondere solche, die tiefgreifende rechtliche oder ethische Implikationen habe.Dennoch bleibt sie ein mächtiges Werkzeug zur Förderung von konstruktiver Konfliktlösung und langfristiger Zusammenarbeit im Geschäftsleben.
Weiterführende Informationen finden Sie auf: https://www.zfrk.org/fachbereiche/wirtschaftsmediation